Busfahrt von Jaisalmer nach Ahmedabad und die Ratte im Bad – Indien 9
Wir sind am 22.11.2018 um 19:50 von Jaisalmer nach Ahmedabad mit dem Bus aufgebrochen. Guter Dinge haben wir es uns in unserer Schlafkoje bequem gemacht, die E-Reader ausgepackt und gemütlich zu lesen begonnen. Die erste Stunde verlief recht ereignislos, wie üblich blieb der Bus immer wieder mal stehen, um weitere Fahrgäste aufzunehmen. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren. Die kalte Luft zischte selbst durch die geschlossenen Gebläseöffnungen so stark, dass es mir die Ohren anlegte. Zum Glück hatte ich mein Allzweckutensil schon ausgepackt, da ich kurz davor den Ladestecker vom Smartphone an die Überkopfsteckdose angeklebt hatte, damit dieser nicht bei jeder Bodenwelle wieder raus fiel.
Also nahm ich das Gewebeklebeband und klebte auch noch die Luftöffnungen zu. Es kühlte weiterhin, da es noch andere Öffnungen gab, gewollte und ungewollte, aber diese zielten immerhin nicht auf unsere Köpfe, sondern nur auf die Füße.
Desto dunkler es wurde, desto mehr Gas gab der Busfahrer. Da die Stoßdämpfer defekt waren oder für ein wenig Geld verkauft worden sind und wir leider direkt über der Hinterachse lagen, schüttelte es uns bei jeder Bodenwelle so richtig durch. Um circa 1 Uhr in der Nacht riss es mich recht unschön aus dem Schlaf, als ich mit dem gesamten Körper abhob und wieder zurück auf die Pritsche knallte: Der Busfahrer dürfte die maximale Reisegeschwindigkeit erreicht haben und wegen so etwas Erbärmlichem wie dem Schlaf oder gar der Sicherheit der Passagiere bremste er nicht extra. Wie eine verrückte Fledermaus flog er ohne Rücksicht auf Verluste im Blindflug durch die Nacht. Und da die unfreiwillige Flugeinlage so schön war, wiederholte sich dieses Szenario noch einige Male, ebenso mein Fluchen und diverse Gewaltfantasien. Diese Fahrt hat es definitiv in meine Top 10 der fürchterlichsten Busfahrten geschafft. Kleines Detail am Rande: Mein Schrittzähler zeigte mir um 7 in der Früh, als wir den Bus endlich wieder verlassen konnten, knapp 20.000 Schritte an. Ich wurde also in knapp 11 Stunden mindestens 20.000 mal durchgeschüttelt. Tolles Erlebnis!
Da wir im Hotel erst um 11 Uhr einchecken konnten, gingen wir erst einmal in ein iranisches „Restaurant“ frühstücken. Es gab Egg Keema. War definitiv eine Erfahrung aber ich werde es kein 2tes Mal essen.
Als wir nach dem Weg fragten kamen wir zufällig mit einem Professor und seiner Frau ins Gespräch. Dieser nahm uns ein Stück im Auto mit und organisierte uns ein Taxi zur ersten Sehenswürdigkeit des Tages. Das war eine richtig nette Begegnung und wird mir in schöner Erinnerung bleiben. Wir sahen uns einen Stufenbrunnen vor den Toren der Stadt an. Das Foto reiche ich im nächsten Eintrag über Ahmedabad nach.
Nach dem Check-In gings erst mal ins Bad und anschließend legten wir uns noch mal 2h aufs Ohr, um Schlaf nach zu holen, da wir von der Busfahrt ziemlich gerädert waren.
Tagsüber verbrachten wir unsere Zeit in der Stadt. Als wir am Abend zurück ins Hotelzimmer kamen war so weit noch alles bestens, bis wir die Ratte im Bad entdeckten. Nachdem wir die Rezeption davon verständigt haben, rückte ein Team aus 4 Indern an und ein fünfter wollte auch noch Zeuge des Spektakels werden. Wagemutig näherten sich 3 Männer der Badezimmertüre, einen versetze es über einen Meter nach hinten, als er die Ratte schließlich entdeckte. Offensichtlich hatte er genug gesehen, denn er ging daraufhin. Das führte zu allgemeiner Erheiterung. Schließlich ging einer mit einem Besen hinein, schloss die Türe hinter sich und erschlug das Nagetier. Danach stopfte er die tote Ratte in einen Müllbeutel und legte sie vorübergehend im Zimmer ab, während er das Bad von den Folgen des Kampfes reinigte.